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STÜTZPUNKTVEREIN

Stützpunktverein im Programm "Integration durch Sport"

"Integration durch Sport" ist ein Programm des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Es wird auf Landesebene eigenverantwortlich von Landes- und Regionalkoordinationen umgesetzt, die die Sportvereine, Netzwerkpartner und freiwillig Engagierten an der Basis in ihrer Integrationsarbeit konzeptionell, planerisch und organisatorisch unterstützen. Das Bundesministerium des Innern (BMI) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stehen dem Programm als Zuwendungsgeber und Partner im fortlaufenden Prozess der Programmoptimierung begleitend zur Seite.

 

Zielsetzung:

Die Zielsetzung des Programms ist es, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund am gesellschaftlichen Leben zu stärken und damit auch an sportweltlichen Teilnahme- und Teilhabestrukturen. Dabei sind die Respektierung und Wahrung kultureller Vielfalt beim gleichzeitigen Anspruch aller, sich an rechtsstaatlichen und demokratischen Grundpositionen zu orientieren, von zentraler Bedeutung. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf bislang im Sport unterrepräsentierte Gruppen, wie zum Beispiel Mädchen und Frauen, Personen im mittleren Erwachsenenalter, Ältere sowie sozial Benachteiligte.

 

Organisationsstruktur:

Quelle: Deutscher Olympischer Sportbund (www.integration-durch-sport.de)

Weitere Bilder zum Integrationstraining am 20. Juni 2011 durch "Klicken"

 

 -Über Wasser bleiben-

Integration von jugendlichen unbegleiteten Flüchtlingen

in den Schwimmverein

 

Seit dem 01. Mai 2011 hat sich unsere Abteilung Schwimmen unter Leitung von Sarah Bech und Rene-André Kohl das Ziel gesetzt, in einer Kooperation mit dem Caritas-Verband St. Elisabeth Fulda die Integration von jugendlichen unbegleiteten Flüchtlingen in den Schwimmverein zu ermöglichen.

Aufgrund einer Nachfrage einer Wohngruppe des Caritas-Verbandes ist die Idee des Projektesentstanden, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, das über eine längerfristige Perspektive zum Einen dem Caritas-Verband ein Sportangebot für seine 'Schützlinge' bietet und zum Anderen auch für die erfolgreich wachsende Schwimmabteilung eine weitere gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen. Neben dem großen Angebot der Jugendarbeit in der Abteilung besteht ein weiterer gesellschaftlicher Grund darin, dass die Zahl der Nichtschwimmer unter Jugendlichen zugenommen hat (vgl. Sendebeiträge des WDR vom 22. Mai 2011[1]), der Deutsche Schwimmverband beziffert den Anteil der Nichtschwimmer unter 14 Jahren auf erschreckende 33,9 Prozent. Damit einhergehend steigt auch die Zahl der Ertrunkenen laut dem Bundesverband für Aquapädagogik.[2]

Aus eigener Erfahrung im Umgang mit Zuwandererfamilien im Vereins- und Schulalltag und deren veränderten Gesellschaftsbild ist hier der Anteil an Nichtschwimmern, v. a. unter Frauen, noch größer und der Handlungsbedarf für Schwimmvereine gegeben. Wir haben uns somit zentral zum Ziel gesetzt, diejenigen Jugendlichen zu erreichen, die im frühen Kindesalter nicht die Chance hatten, das Schwimmen zu erlernen und nun in unserer Gesellschaft darüber eine Möglichkeit erhalten, sich in Vereine zu integrieren, darüber hinaus sich sportlich zu betätigen und als weiteres Element durch die Leitung der Integrationsarbeit durch einen Übungsleiter, der Deutschlehrer an einer Beruflichen Schule ist, auch denErwerb der deutschen Sprache zu fördern.

Bei der Zielgruppe, die gemeinsam mit dem Caritas-Verband festgelegt wurde, handelt es sich um unbegleitete Flüchtlinge, die aktuell vornehmlich aus Afghanistan stammen. Diese Jugendlichen sind in einem Alter von 15 bis 21 Jahren, einem Alter, in dem beispielsweise der Sportunterricht in der Schule die Ausbildung der Schwimmfertigkeit in Klassengruppen nicht mehr leisten kann. Diese Jugendlichen erfahren sich durch die Umstände in ihren Heimatländern, dem fehlenden Angebot an Schwimmbädern oder Schwimmunterricht, nun zusätzlich benachteiligt. Um einer Stigmatisierung im Sportunterricht und der Gesellschaft ? beispielsweise dem Freibadbesuch im Sommer ? vorzubeugen, hat die Abteilung Schwimmen in Verbindung mit dem Caritas-Verband dieses Projekt entworfen.

Der Aufbau des Projektes sieht die Schaffung eines Angebotes von acht Übungsplätzen im laufenden Vereinsangebot für Jugendliche, die der Caritas-Verband als geeignet für den Erwerb der Schwimmfähigkeit vorsieht. D.h., dass durch den Caritas-Verband ein Rahmen-Kooperationsvertrag mit dem Post-SV Blau Gelb Fulda 1934761 e.V. geschlossen wurde, zu dem Zweck, dass zunächst über einen befristeten Zeitraum bis zu acht Jugendliche das Vereinsangebot als Vereinsmitglieder wahrnehmen können. Diese Jugendlichen werden dann zunächst in einer speziell eingerichteten Gruppe für junge erwachsene Nichtschwimmer an das Wasser herangeführt, da bei vielen der Kontakt mit Wasser als befremdlich, ungewohnt und teilweise auch abschreckend empfunden wird; das Schwimmbad als neuer Teil einer ungewohnten Realität.

Die ersten Stufen der Wassergewöhnung werden so im Schutz der Gruppe Gleicher bestritten, wobei ein hoher Wert auf den jugendlichen Drang nach Selbsterfahrung und ?erprobung gelegt wird. Daran anschließend folgen erste Schwimmgrundfertigkeiten: die Wahrnehmung des veränderten Bewegungsraumes Wasser, die Tragfähigkeit aber auch der Widerstand, den das Wasser bietet. Um mit diesem Erfahrungswissen produktiv in den Erwerb der Grundschwimmarten einzusteigen, werden gezielt Jugendliche, die bereits schwimmen können und über einen längeren Zeitraum dem Verein angehören, zur Gruppe hinzugeholt. Diese SchwimmerInnen übernehmen dann sozusagen Patenschaften für die Schwimmanfänger.

Zu Beginn jeder Übungsstunde, die eingangs einmal wöchentlich einstündig stattfinden und später auf zweimal wöchentlich ausgeweitet werden können, steht ein kurzer Austausch über die im Verlauf der Woche gemachten Erfahrungen. Auch das bereits Erlernte wird sprachlich aufgearbeitet, damit neben der sportlichen Betätigung auch der verbale Austausch gefordert und gefördert wird. So entwickelt sich gerade in Bezug auf das Wortfeld Schwimmen, die Freizeit und das Freizeitverhalten, aber auch über die Schule und das Leben in Deutschland Gespräche, die den Jugendlichen Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache bieten und selbst innerhalb der Gruppe zur Kommunikation in der für sie ?neuen Sprache? verleiten, weil sonst die Paten oder der Übungsleiter ausgeschlossen sind. Auch das Lernen voneinander spielt hier eine zentrale Rolle, weil ?fleißige Sprecher? geübter im Umgang mit Deutsch sind und ihre ?Freunde? durch Übersetzungen mit einbinden und somit deren Spracherwerb fördern.

Das Ende der Projektteilnahme wird mit dem Erwerb der Schwimmfähigkeit erreicht. Die Jugendlichen erhalten dann die Möglichkeit, dem Verein beizutreten und somit offizielles Mitglied des Vereins zu werden. Ihr Platz im Integrationsprojekt wird somit wieder frei und von einem ?neuen? Jugendlichen eingenommen. Dieser fließende Übergang von Nichtschwimmern, Grundschwimmern und Schwimmern ermöglicht über einen langen Zeitraum immer wieder Vorbildfunktionen, die von den bereits im Projekt befindlichen Jugendlichen auf die Neuankömmlinge ausstrahlen und die Motivation steigern.

[1] www.wdr.de/tv/westpol/sendungsbeitraege/2011/0522/nichtschwimmer.jsp

[2] www.aqua-paedagogik.de/hauptframe/presse/zeitbombe/hauptframe.html

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